Der junge Mann mit der alten "Schallpläät"

In diesem Abschnitt gibt's Wissenswertes, Banalitäten, Kuriositäten und nette Stories zu meiner Leidenschaft, Schallplatten zu sammeln. 1996 habe ich mir einen Jugendtraum erfüllt und eine Wurlitzer One-More-Time Jukebox gekauft. Meine Schallplattensammlung besteht daher primär aus 7"-Single-Schallplatten mit 45 RPM  aus der für mich musikalischen "Hochzeit" Rock/Pop/Blues der 50er, 60er und 70er Jahre. Schwerpunkt: GB und USA. Aber auch deutsche, italienische und französische Kultplatten sind im Repertoire ...

 

http://www.spiegel.de/einestages/erfindung-der-jukebox-a-1003533.html

 


Zum Einlesen in das Thema "Schallplatte" empfehle ich diesen Wikipedia-Beitrag:

http://de.wikipedia.org/wiki/Schallplatte


Die Schallplatte - für mich damals ein Luxusgut

Schallplatten waren für einen Schüler in den 60er Jahren nahezu unerschwingliche Luxusgüter - insbesondere dann, wenn der Schüler bereits rauchte ...

Für Schallplatten existierte bis 1972 eine Preisbindung so wie es sie heute auch noch bei Zeitschriften und Büchern gibt. Eine Single-Schallplatte kostete Mitte der 60er stolze 4,50 DM. Ich erinnere mich noch an eine Preiserhöhung auf 5 Mark gegen Ende der 60er. Eine LP lag preislich so bei 18 DM.

<= 1972

Nach Aufhebung der Preisbindung kam richtig Bewegung in den Markt.  In den Siebziger Jahren bot SATURN am Hansaring in Köln als erstes Handelshaus in Deutschland ein sehr großes internationales Schallplattensortiment in Selbstbedienung an – mit Preisen, die weit unter dem Marktdurchschnitt lagen. Dies war lange Zeit einzigartig und lockte Kundenströme aus einem sehr weiten Umkreis in die Domstadt.


Meine erste Schallplatte:

Erschienen im November 1965


Ich war gerade erst 13 Jahre alt geworden. Eine Schallplatte kostete damals 4,50 DM, ein stolzer Preis für einen 13 jährigen.

The Spencer Davis Group wurde 1963 in Birmingham von Spencer Davis (Gitarre und Gesang), Stevie Winwood (Orgel, Klavier und Gesang), Muff Winwood (Bass) und Pete York (Schlagzeug) gegründet.

Signifikantes Kennzeichen der Band war die kehlige an Ray Charles geschulte Soul-Stimme von Steve Winwood, durch die die Songs der Gruppe ihre spezifische Note erhielten. Steve Winwood verließ die Spencer Davis Group im Jahr 1967 und gründete seine eigene Gruppe "Traffic" und 1969 "Blind Faith" mit Eric Clapton und Ginger Baker. Im Jahr 2009 kam Winwood zu vier Live-Konzerten nach Deutschland. Im gleichen Jahr begab sich Winwood gemeinsam mit Eric Clapton auf Europa-Tournee.


Meine zweite Schallplatte:

Erschienen im August 1966


Die Platte hörte ich permanent auf einem Piratensender. In Deutschland war sie noch längere Zeit nicht zu hören, geschweige erhältlich. Und ich wollte sie unbedingt haben. Ich ging/radelte permanent nach Köln-Kalk zu Radio Ceka und fragte nach. Sie bestellten mir die Scheibe dann beim Verlag/Händler.

 

The Monkees waren eine US-amerikanische Casting-Poprock-Band, die in den 1960er Jahren Mittelpunkt der gleichnamigen Fernsehserie war und außerdem zahlreiche Hitparadenerfolge ("I'm a Believer") erzielen konnte. Die Fernsehserie lief vom 12. September 1966 bis zum 9. September 1968 beim Sender NBC. Deutsche Erstausstrahlung: 16.09.1967 im ZDF.

Die Monkees beschränkten sich zunächst auf den Gesang, während eine Studio-Band die Musik einspielte.


Meine älteste Original-Plattenhülle (inkl. Platte):

Elvis Presley's Love Me Tender aus dem Jahr 1956 (7", 45 RPM)

Anmerkung: RCA VICTOR vermarktete ab März 1949 parallel zur 78 RPM die ersten Singles (17,8 cm Durchmesser) mit 45 RPM. So auch Elvis. In Deutschland wurde im Jahr 1958 die Produktion von 78 RPM Platten eingestellt. Bis dahin waren die Plattenspieler noch mit 2 Nadeln am Tonarm ausgestattet, die man je nach Plattenqualität durch einfaches Drehen am Tonarm einstellen konnte.


Eine meiner ältesten Originale, leider ohne Hülle:

Bill Haley & His Comets,

Shake, Rattle And Roll (DE 1955)


SUN Records, Memphis, Tennessee (in meiner Sammlung):

Sun #217, April 1955

Elvis Presley

Baby, Let's Play House

I'm Left, You're Right ... 

Sun #234, Dez. 1955

Carl Perkins 

Blue Suede Shoes 

Honey Don't

(seine Dritte, #1 Hit)

Sun #242, Mai 1956

Roy Orbison

Ooby Dooby

Go! Go! Go!

(seine erste Platte)

Sun #330, Sep. 1959

Jerry Lee Lewis

Little Queenie

I Could Never Be ...

(seine vorletzte Platte bei SUN, seine erste nach Skandal)


Sun Records nummerierte seine Produktionen chronologisch durch:

http://koti.mbnet.fi/wdd/sun.htm

 

Sun Records  war ein kleines US-amerikanisches Independant-Plattenlabel, das 1952 von dem Hobbymusiker Sam Phillips in Memphis (Tennessee) gegründet wurde. Das Label war trendsetzend für die Entwicklung des Rhythm & Blues, des Rockabilly und des Rock'n'Roll. Anfang der 60er war Schluss, weil die Stars zu größeren Label abwanderten.

 

Sam Phillips entdeckte u.a. Elvis Presley. Am 5. Juli 1954 fand  seine erste kommerzielle Aufnahmesession bei Sun Records statt. Die erste Aufnahme war That's All Right Mama  (SUN #209, seiner Mutter gewidmet). Weitere Entdeckungen waren Roy Orbison, Jerry Lee Lewis, Carl Perkins, B. B. King, Johnny Cash.


Jukeboxen waren in den 50er und 60er Jahren ein wichtiger Absatzkanal für die Schallplattenindustrie, da die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bis Mitte der 60er Jahre kaum Popmusik spielten - geschweige englischsprachigen Rock'n'Roll. Die Geräte standen primär in Gaststätten und wurden regelmäßig von den Automatenaufstellern mit den aktuellsten Hits bestückt. Die "Hits of the House", d. h. die umsatzstärksten Platten, wurden mit einem Zählwerk im Gerät ermittelt.

Auf einigen Schallplattenhüllen waren die Titeletiketten bereits zum Ausschneiden integriert. Obwohl ... die professionellen Automatenaufsteller hatten ihre eigenen Etiketten, um ein einheitliches Bild in der Jukebox sicherzustellen.


Star-Club Records

Der Star-Club war ein weltberühmter Hamburger Musikclub auf St. Pauli, Große Freiheit 39, der am 13. April 1962 eröffnet und am 31. Dezember 1969 geschlossen wurde. Gründer und Betreiber war Manfred Weissleder

Im Star-Club gastierten Künstler wie The Searchers, The Liverbirds, Bill Haley, Chuck Berry, Little Richard, Jimi Hendrix, Gene Vincent, Gerry & The Pacemakers, Black Sabbath, Ray Charles, Fats Domino, The Remo Four, The Everly Brothers, The Rattles und Jerry Lee Lewis. Weltweite Berühmtheit erhielt der Star-Club allerdings durch die Gastspiele der Beatles, die dreimal dort gastierten (13. April zur Eröffnung bis 31. Mai 1962, 1. bis zum 14. November 1962 und vom 18. bis zum 31. Dezember 1962).

So fing alles an: LIVE-Aufnahmen aus dem Star-Club unter dem Philips Label. Ariola übernahm für kurze Zeit lieblos, so dass Philips die Lizenz wieder zurückholte. Es folgte ein eigenes sehr erfolgreiches "Star-Club" Label.

Die Scheiben sind heute heiß begehrt.


Fast vergessen sind Tänze der 60er wie Slop, La Bamba, Letkiss, Watusi, Mashed Potato, Shake, Swim, Hully Gully, Memphis und Madison, die meist als Linientanz praktiziert wurden. Es war die große Zeit der Tanzschulen.



Beispiel aus 1964:

Die Plattenhüllen lieferten den "zu tanzenden" Stil gleich mit ... ;)




Sogar die Stones waren 1966 "tanzschul-salonfähig" ...


Auf diesem Plattencover aus dem Jahr 1968 sieht man beispielhaft, wie schwierig es auch noch in den späten 60ern für uns war, regelmäßig internationale Popmusik im Radio zu hören. Meistens mussten wir uns dann auch noch nur mit lausiger Mittelwelle-Qualität zufrieden geben. Die öffentlich-rechtlichen UKW-Sender wie etwa WDR oder SWF hatten hierfür lediglich einige Stunden pro Woche reserviert.

 

Plattenhülle (Rückseite) aus dem Jahr 1969: Die großen Platten-Labels hatten eigene Sendezeiten gekauft, um ihre Neuerscheinungen zu präsentieren.




Hier die Sendungen von DECCA auf Radio Luxemburg (1968)


In der "Schallplattenära" verschickten die Schallplattenlabels "Unverkäufliche Muster" an Radiostationen, um Neuerscheinungen publik zu machen - mit dem Ziel, dass diese auch von den Radioredakteuren/-moderatoren gespielt wurden.

Auf das Janis-Joplin-Cover bin ich schon ein bisschen stolz ... weil historisch.


Auf dieser Udo-Lindenberg-Plattenhülle sieht man, dass die Tonträger 1985 drei-gleisig vermarktet wurden.

Die CD war geboren, Schallplatte und Musikkassette entwickelten sich rückläufig.


Kurz, knapp und bündig:

Die Geschichte der Schallplatte von "Radio Rainer"








(wird fortgesetzt)